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Vivarium > Strobel und Soehne

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Jahr: um 1938
Bemerkung:
ArtikelNr. 3232

 

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- Großes Fotoalbum Schneidermeister.
Fotoalbum, quer 4°, wohl Schlangen- oder Krokodilledereinband, Kordelbindung, Pergaminblatt und kartonstarke Seiten mit pro Blatt ca. 6-8 montierten s-w-Fotos (à 6x10cm). Gesamt ca. 160 s-w-Fotos, um 1936. Die in guter Qualität fotografierten und abgezogenen Bilder zeigen allesamt Schneider und bisweilen Schneiderinnen, in ihren Arbeitszimmern an Strobel-Maschinen in die Arbeit vertieft. Wahrscheinlich machte ein Vertreter der Firma die Bilder im Zuge seiner Geschäftsreisen. Das Album ist undatiert, jedoch machen die Fotos einen Entstehungszeitraum von 1935-1938 höchstwahrscheinlich (auf zahlreichen Fotos sind Wehrmachts-Uniformen zu sehen). Jedes Bild ist unten sauber handschriftlich betitelt mit Namen und Wohnort der Schneider sowie Typ der Strobel-Nähmaschine. Zumeist sind einzelne Schneider (wohl selbständige Unternehmer und Meister) zu sehen, bisweilen aber auch deren Belegschaft oder einzelne Angestellte. In ca. 90% aller Fälle wurden bayerische Schneider abgelichtet, vereinzelt aber auch andere.
Das wunderschöne Album gibt einen einzigartigen Einblick in einen heute fast ausgestorbenen Berufszweig. Alle Fotos zeigen dieselbe Situation, was einen direkten Vergleich der Lebensumstände und Arbeitsverhältnisse der einzelnen Schneider ermöglicht. Auffallend ist, daß ausschließlich männliche Unternehmer genannt sind, Frauen sind nur auf ca. 5-10% der Fotos zu sehen.
Einige der fotografierten Schneider: Anspann und Bauer und Halter und Passer und Schrettl und Strehler und Werstein in München; Eggerbauer in Aisch, Holzmann und Knieriemen in Altötting, Hiller in Amendingen, Böld in Augsburg, Hereth in Augsburg, Stiefenhofer in Bühl bei Immenstadt, Spiessl in Murnau, Wimmer in Rosenheim, Manz und Lobmeier und Sander und Ruck und Riedelsheimer in Augsburg, Wirsing in Dachau, Pinapfl in Neunburg, Feger in Obergünzburg, Martin in Biessenhofen, Margolus in Deggendorf, Thürriegel in Burglengenfeld, Schlömmer in Bad Reichenhall, Gerl in Berg, Frank in Burghausen, Heuberger in Eichstätt, Huber in Freising, Feigl in Eisenstein, Obstmeier in Füssen, Hummers in Füssen, Forster in Freising, Kappelmayer in Freising, Blanz in Hindelang, Leiner in Mühldorf, Nägele in Kaufbeuren, Geyer in Garmisch, Eiber in Kötzting, Sutter in Kempten, Brosch in Landshut, Osti in Langenfeld, Schneidermeier in Marktl am Inn, Harrer und Grasser und Eder in Nürnberg, Rädler in Opfenbach, Lösslein in Fürth, Berner und Frenzel und Käferlein in Nürnberg, Auer in Grünbach, Wenko und Schwenk und Achatzky in Regensburg, Hartwich in Erfurt, Ullmann in Chemnitz, Peipmann in Plauen, Wild in Oelsnitz, Bösl in Peissenberg, Kästele in Pürgen, Voglsamer in Pfarrkirchen, Zierof in Probstried, Reiter in Trampoi, Aschl in Tüssling, Reichert in Töging, Stelzer in Straubing, Dieplinger in Schnaitsee, Kittl in Tittmonning, Aschl in Tüssling, Kerscher in Sallern, Witthahn in Weilheim, Eglauer in Landshut, Diller in Straubing, Grab in Würzburg, Rösch in Zwiesel, Köglmeier in Diessen, Köster in Sebnitz, Ernst in Dingolfing, Fröba in München, Eckhardt in Tanna, Jäger in Ilmenau, Springer in Ering am Inn.

- Kleines Fotoalbum Schneidermeister.
Fotoalbum, quer 12°, Halbkunstledereinband, ca. 35 s-w-Fotos und ca. 20 s-w-Fotos (Repros von Texten), die Bilder eingelegt, Format ca. 6x9cm – guter Zustand. Das Buch wurde im Zuge des obigen Albums gefertigt, die Fotos scheinen vom selben Urheber aufgenommen. Abgebildet sind auf der einen Seite jeweils ein Schneider an der Maschine, auf der gegenüberliegenden Seite ist zumeist ein abfotografiertes Würdigungsschreiben des betreffenden Schneiders an Strobel eingelegt (teils aber auch ein kleines maschinenschriftliches Blatt mit dem Namen und Wohnort des Schneiders). Abgebildet sind u.a. die Schneider: Dieplinger in Schnaitsee, Eiber in Kötzting, Helmbrecht in Wasserburg, Voglsamer in Pfarrkirchen, Eggerheiner in Aich, Obstmeier in Füssen, Köpf in Hopferau, Gstöttl in Büchlberg, Stadler in Markt Oberdorf, Bösl in Peissenberg, Rädler in Opfenbach, Kaufmann in Hindelang, Mörz in Bad Wörishofen, Knitl in Landsberg Lech, Kästele in Pürgen, Radl in Germering-Unterpfaffenhofen.
Dazu ist ein weiteres fast identische Album enthalten, allerdings mit wenigen fehlenden Bildern.


Das Konvolut stammt aus dem Firmenarchiv des Nähmaschinenherstellers Strobel und Söhne, München. Das Traditionsunternehmen wurde um 2005 stark verkleinert. Im Zuge dieser Minimierung wurde das geräumige Firmenareal in Puchheim bei München (Benzstr. 11) aufgelöst. Teile des Archivs konnten vor der Vernichtung gerettet werden – und werden nun hier zum Kauf angeboten. Die betreffenden Archivalien entstammen bis auf wenige Ausnahmen dem Zeitraum bis ca. 1950.
Kurz zur Firmengeschichte: Johannes Strobel aus Hefigkofen bei Tettnang (Württemberg) trat 1875 beim Münchner Nähmaschinenfabrikanten “Simmerlein & Willareth“ ein. 1883 übernahm Johannes, der sich mittlerweile Jean nannte, den Betrieb, der dann „J. Strobel“ hieß. Später kam es zu Umbenennungen: Ab 1914 (Jeans Todesjahr) „J. Strobel & Sohn“, ab 1919 „J. Strobel & Söhne“, ab 1930 „J. Strobel & Söhne Spezial-Nähmaschinen-Fabrik GmbH“. Bis in die frühen 1920er-Jahre hinein wurde der Umsatz des Unternehmens primär durch den Weiterverkauf von Nähmaschinen anderer Hersteller (z.B. Pfaff, Adler) erwirtschaftet, dazu fertigte man Fahhräder und reparierte Maschinen aller Art. Ab ca. 1922 gelang es Strobel, anfangs primär dank der Tätigkeiten des 1919 wieder ins Werk eingetretenen Alfons Strobel (sen.), sich als Hersteller von Spezialnähmaschinen auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die Firma war anfangs ansässig in der Brienner Strasse 30-32 (Simmerlein & Willareth), später in der Landwehrstrasse 18 (ca. 1884, Beginn des Baus von Fahrrädern), dann der Erzgießereistrasse 7 (hier genannt „Münchener Velociped-Fabrik J. Strobel“). Ab 1926 fertigte man in der Heimeranstrasse 44 (Kauf Ende 1919) bzw. 42 bzw. Heimeranplatz 2. In den 1980ern zog das Unternehmen dann nach Puchheim um. Ladengeschäfte bestanden in der Dachauer Strasse 14 (erstes „Geschäftslokal“, ab 1883), dann der Dachauer Strasse 26 oder 28 (Ladengeschäft ab 1893), dann der Bayerstrasse 85 (Ladengeschäft ab 1.4.1928, im Zweiten Weltkrieg vollkommen ausgebrannt).

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