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Jahr: ab 1927
Bemerkung:
ArtikelNr. 3239

 

E-Mail

Strobel-Patentschriften und Akt „Patentstreitigkeiten“

Bestand A........... Konvolut von ca. 40 Patentschriften der Firma Strobel, ca. 1927-1969.
7 betitelte Pappsammelmappen (und eine Plastkmappe) mit eingelegtem Archivmaterial, hier Patenturkunden (zumeist in Plastikmappen der wohl 1980er). Deutsches Reich, Reichspatentamt. Urkunde über die Erteilung des Patents ..... Je 8°, Einband mit schwarz-rot-goldener (später schwarz-weiß-roter) Kordel und Siegelmarke (anfangs Reichsadler, dann Adler mit Hakenkreuz), ein oder teils mehrere Textblätter, s-w-Abb. (teis ausklappbar). Einbände mit handschr. Eintrag (sei es das Jahr des Endes des betr. Patentes, der Tag des Posteingangs o.ä.), sonst schöner Zustand, wenn nicht unten anders vermerkt.

1. „Strobel, Patentschriften bis 1929“. Alle Patente laufen auf Alfons Strobel.
- Urkunde über die Erteilung des Patents 537440, Blindstichnähmaschine, dat. 25.9.1929;
- wie vor, 515273 Stoffbiegevorrichtung an Blindstichnähmaschinen, dat. 22.11.1927, ein Satz handschr. unterstrichen;
- 534765 Blindstichnähmaschine mit schwenkbarem Stofftragarm, dat. 2.8.1928, mit Flecken;
- 484050, Bogennadel für Blindstichnähmaschinen, dat. 22.6.1927, etwas wellig;
- 540454 Stofführungsvorrichtung an Blindstich-Nähmaschinen zur Herstellung mehrlagiger Teile von Kleidungsstücken, dat. 22.11.1927;
- 569659 Stofführungsvorrichtung an Blindstichnähmaschinen, dat. 22.11.1927 (die Kordel hier in schwarz-weiß-rot!);
- Stoffbiegevorrichtung an Blindstichnähmaschinen, dat. 22.11.1927 (hier nur Text und Abb., kein Einband);

2. „Strobel, Patentschriften 1930-1934“, hier nicht auf Alfons Strobel patentiert, sondern auf „Firma J. Strobel & Söhne in München“, die Kordeln zumeist schwarz-weiß-rot!
- 552.866 Blindstichnähmaschine, dat. 16.1.1931;
- 574.701, Pikiermaschine zur Herstellung grollter Klappen u. dgl. Für Bekleidungsstücke, hier patentiert für Alfons Strobel, dat. 21.7.1931;
- 588.796, Maschine zum Ausreiben und Vernähen der Stoffkanten von Kleidungsstücken, dat. 15.9.1932.
- 596.355, Verfahren und Blindstichnähmaschine zur Herstellung von Umstechnähten an Kleidungsstücken, dat. 27.10.1932;
- 629.285, Vorrichtung zum Herstellen gerollter Kleiderklappen o.dgl., dat. 7.12.1932;
- 631.918, Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Rollpikierarbeiten, dat. 7.12.1932 (Siegel hier mit Hakenkreuz, die Urkunde wurde nach 1934 ausgestellt);
- 619.481, Vorrichtung zum Einziehen von losen Fadenschleifen, dat. 27.9.1933.
- 608.219, Vorrichtung zum Einziehen von losen Fadenschleifen in [...], dat. 27.9.1933;
- 625029, Pikiervorrichtung zum Anbau an Nähmaschinen, dat. 16.11.1933;
- 619.071, Kantenbügelpresse, dat. 25.3.1934;
- 625.833, Kantenbügelpresse, dat. 25.3.1934;
- 638.128, Schmiereinrichtung für schnellaufende Nähmaschinen, dat. 28.3.1934 (beiliegend etliche Blatt „Anzeige auf Grund des Volksverratsgesetzes“, von Alfons Strobel handsigniert, Abschrift, und ein maschschr. Brief an das Finanzamt München – es geht um Patente und die damit zu erzielenden Gewinne, Strobel beschwert sich über die zahlreichen Plagiateure. Gegen wen sich die Anzeige richtet, bleibt unklar);

3. „Strobel Patentschriften 1935-1938“, hier laufen die Patente teils auf Oskar Strobel.
- 634.865, Bügelpresse mit Gesperre zum Feststellen des Bügeleisens in der Schwenklage, dat. 3.7.1935;
- 647.024, Maschine zum Zusammenheften von Bekleidungsvorderteilen, dat. 4.12.1935;
- 667.667, Blindstichnähmaschine mit abwechselnd kurzem und langem Taucherhub, dat. 4.12.1935;
- 671.983, Zweifadenblindstichnähmaschine, dat. 19.3.1937;
- 684.473, Blindstichnähmaschine mit einstellbarem Stoffbeuger oder Taucher, dat. 12.2.1938;
- 667.382, Blindstichnähmaschine, dat. 4.9.1936 (nur die Schrift nebst Abb., 4x vorhanden).

4. „Strobel Patentschriften 1939“, die Patente laufen alle auf Oskar Strobel.
- 671.983, Zweifadenblindstichnähmaschine, ausgegeben am 17.2.1939, hier heisst es „Dipl.Ing. Wolfgang Heiss in München ist als Erfinder benannt worden“, es folgt ein Abdruck des Textes vom 19.3.1937, nur Text und Abb., 2x vorhanden);
- 697.977, Blindstichnähmaschine mit einstellbarem Stoffbeuger oder Taucher, dat. 25.3.1939;
- 687.886, Blindstichnähmaschine mit roh und fein einstellbarem Stoffbeuger oder Taucher, dat. 25.3.1939;
- 667.667, Blindstichnähmaschine mit abwechselnd kurzem und langem Taucherhub, ausgegeben am 1.9.1939, hier heisst es: „Dipl.Ing. Wolfgang Heiss in München ist als Erfinder genannt worden“, nur Text und Abb.

5. „Strobel, Patentanmedlungen“
- Mappe „Pikierautomatic“, enthaltend diverse Texte und s-w-Abb. (ca. 60 Seiten) wohl des Oskar Strobel zum Thema, als Durchschläge bzw. Matritzen, wohl zumeist 1960er-Jahre.
- Mappe „Klappen-Automat“, mit Kopie eines Textes von Oskar Strobel zum Thema, ebenfalls wohl 1960er.

6. Mappe „Strobel, Patentschriften, and. Europ. Staaten“
- 407.493, Brevet d’invention, Patentanmeldung aus Belgien, Strobel vertreten durch Jeunehomme&Delbrouck, dat. 24.1.1935, Einband, mehrseitiger Text und Abb. (welche Erfindung hier genau patentiert ist, vermag ich nicht zu sagen, Falz);
- 658.560, Brevet d’invention, Patentanmeldung aus Frankreich, dat. 26.1.1929, läuft auf Alfons Strobel, Einband, mehrsieitger Text und Abb., Falz);
- 435.677, Patentanmeldung aus Großbritannien für „an improved portable sewing system“, dat. 25.09.1935, Strobel vertreten durch Herbert Haddan & Co., dazu 1 Blatt Dokument Patent, läuft auf Oskar Strobel, dat. 21.1.1935/19.12.1935, auf Oskar Strobel.
7. Mappe „Strobel Patentschriften USA“, je 4°, Einband mit Textseiten und s-w-Abb.-Seiten, Einband mit Kordel und Siegelabdruck, mittige Falz. Patente 1, 2, 3 laufen auf Alfons Strobel.
- 1.828.789, Patent auf 17 Jahre für „Blindstitch sewing machine“, dat. 27.10.1931;
- 1.998.341, Patent „Blind stitch sewing machines“, dat. 16.4.1935.
- 1.994.117, Patent wie vor, dat. 12.3.1935;
- 2.036.104, Patent „Improvements in sewing machines“, Patent läuft auf Minna Strobel, da Alfons Strobel gestorben ist, dat. 31.3.1936;
- 2.157.032, Patent „Sewing machines“, Patent läuft auf Oskar Strobel, dat. 2.5.1939.

7. Patentschrift 1956 und 1961. Mit Matritzen des Abb. und 2 s-w-Detail-Fotos der Maschine.
- 953.570. Bundesrepublik Deutschland. Deutsches Patentamt, Patentschrift Nr. 953.570 [für Oskar Strobel], ausgegeben am 6.12.1956. „Verfahren zur maschinellen Herstellung von spiegelbildlich gleichen rechten und linken Rollklappen. Wolfgang Heiß, München, ist als Erfinder genannt worden (2 Ex. vorhanden);
- 1.151.166. „Pikiernähmaschine zur Herstellung von spiegelbildlich gleichne rechten und linken Rollklappen, Zusatz zum Patent 953.570“.

Bestand B.......... Akt „Unlauterer Wettberwerb, Patentstreitigkeiten 1930, 1934, 1955“.
Mappe mit eingelegten losen Blatt und Zeitungsausschnitten.
- 1930. 2 Teile von 2 Zeitungen, einmal (27.7.1930) geht es in einem Artikel um einen Prozess, den „eine Münchner Firma“ gegen einen Berliner angestrengt hatte, weil dieser Spezialnähmaschinen produzierte, für die wohl Strobel die Patente besass, der 2. Artikel (in der Neuen Freien Volks-Zeitung, München 24.7.1930) beschreibt polemisch den Tathergang und liefert weitere Fakten: Die Münchener Firma wird hier „Strobl“ genannt, der Angeklagte ist ein „jüdischer Kaufmann“ namens Siegfried Hermann. Der Fall wird in allen Details geschildert, bei einer „Haussuchung“ in Berlin habe man gar einen „Abguß einer Stroblschen Maschine“ gefunden. Hermann verlor schließlich den Prozeß. Interessante Geschichte!
- 1934. In Plastikfolie ein kleiner Bestand, betitelt „Korrespondenz wg. Pikiermaschinen – Patenstreitigkeiten 1934“. Der Bestand besteht aus Briefen, die Strobel an eine US-, eine britische, eine holländische, eine schweizer und eine französische Firma schickt. Strobel fragt nach Prospekten bzw. Informationen zu einer Dearborn 7 und einer Lewis CS-Maschine, um zu eruieren, ob eine Roll-Pikierung, wie S. sie sich wohl 1927 patentieren liess, schon zuvor mit den Konkurrenz-Modellen möglich war. Die fremdsprach. Briefe mit maschschr. dt. Übersetzung.
Mehrseitiges Antwortschreiben der US Blindstitch Mach Corp. an Strobel, dat. 19.10. 1934. Das Schreiben bezieht sich auf einen Prozeß gegen die American Blind Stitch Co. Und weitere technische Neuerungen bzw. Streitigkeiten wegen derselben. Es geht wohl um die Pikierung bzw. Rollpikierung. Strobel hat zudem Interesse an einer Maschine Lewis Model 16, die ihm durch durch die USB bald zugeschickt werden soll. Dazu ein ganzseitiges Zeitungsannonce aus der „Women’s Wear Daily“ vom 12.9.1934 (gr.4°), dazu ein Blatt mit deutscher Übersetzung. Die Annonce der „U.S. Blind Stitch Machine Corporation“, New York. Auf Deutsch: „Bundes-Gerichtshof bekräftigt Patent-Rechte der US Blindstitch Mach. Corp.. Es ist die Absicht der ... Corp., gegen jeden Betrieb vorzugehen vor Gericht, der eine Maschine mit Patentverletzung verwendet. ..... Dies ist gedacht als ARNUNG AN DIE GESAMTE Zuschneide-Branche .....“. Weiter ein maschschr. Antwortschreiben (1 Blatt) der „Bellow Machine Company“, Leeds (Großbritannien), dat. 17.9.1934. Hier geht es um einen Harry Mastle und eine „Basting Machine“ und um Dearborn-Annoncen. Der Brief handsigniert von Fabrikchef Bellow. Dann 2 Antwortbriefe des Unternehmens „Maurice Cornet“, Saint-Omer in Frankreich, dat. September 1934. Und Antwortbrief der „C.&.H.Verbeek Machinehandel“, dat. 18.9.1934 und ein Schreiben von Zellweger in Zürich, dat. 24.9.1934. Dazu jeweils Kopien der Schreiben Strobels an die ausländ. Kollegen, angehängt teils der handschr. Entwurf (wohl aus der Feder von Oskar oder Alfons).
- 1955. Durchschlag eines mehrseitigen Schreibens Strobels an die „Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Arbeitskreis Oberbekleidung“ – Strobel verteidigt hier seine Rollpikiermaschine (besonders Modell 44-2-N), diese liefere bessere Ergebnisse als Handarbeit. Anbei eine Kopie eines Schreibens des AK (mit Patenten hat der Bestand indes nichts zu tun!).

Dazu noch ein Plakat „Columbia leeds in Blindstitch machines for the entire needle industry“ des US-Herstellers Columbia, New York, um 1935 (46x60cm, farbig, zahlreiche Falzen). Beiliegend die deutsche Übersetzung des Plakats (datiert 1936, das Plakat wurde von einem Freund der Firma aus den USA nach nach Deutschland geschickt und zu diesem Zwecke gefaltet).


Das Konvolut stammt aus dem Firmenarchiv des Nähmaschinenherstellers Strobel und Söhne, München. Das Traditionsunternehmen wurde um 2005 stark verkleinert. Im Zuge dieser Minimierung wurde das geräumige Firmenareal in Puchheim bei München (Benzstr. 11) aufgelöst. Teile des Archivs konnten vor der Vernichtung gerettet werden – und werden nun hier zum Kauf angeboten. Die betreffenden Archivalien entstammen bis auf wenige Ausnahmen dem Zeitraum bis ca. 1950.
Kurz zur Firmengeschichte: Johannes Strobel aus Hefigkofen bei Tettnang (Württemberg) trat 1875 beim Münchner Nähmaschinenfabrikanten “Simmerlein & Willareth“ ein. 1883 übernahm Johannes, der sich mittlerweile Jean nannte, den Betrieb, der dann „J. Strobel“ hieß. Später kam es zu Umbenennungen: Ab 1914 (Jeans Todesjahr) „J. Strobel & Sohn“, ab 1919 „J. Strobel & Söhne“, ab 1930 „J. Strobel & Söhne Spezial-Nähmaschinen-Fabrik GmbH“. Bis in die frühen 1920er-Jahre hinein wurde der Umsatz des Unternehmens primär durch den Weiterverkauf von Nähmaschinen anderer Hersteller (z.B. Pfaff, Adler) erwirtschaftet, dazu fertigte man Fahhräder und reparierte Maschinen aller Art. Ab ca. 1922 gelang es Strobel, anfangs primär dank der Tätigkeiten des 1919 wieder ins Werk eingetretenen Alfons Strobel (sen.), sich als Hersteller von Spezialnähmaschinen auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die Firma war anfangs ansässig in der Brienner Strasse 30-32 (Simmerlein & Willareth), später in der Landwehrstrasse 18 (ca. 1884, Beginn des Baus von Fahrrädern), dann der Erzgießereistrasse 7 (hier genannt „Münchener Velociped-Fabrik J. Strobel“). Ab 1926 fertigte man in der Heimeranstrasse 44 (Kauf Ende 1919) bzw. 42 bzw. Heimeranplatz 2. In den 1980ern zog das Unternehmen dann nach Puchheim um. Ladengeschäfte bestanden in der Dachauer Strasse 14 (erstes „Geschäftslokal“, ab 1883), dann der Dachauer Strasse 26 oder 28 (Ladengeschäft ab 1893), dann der Bayerstrasse 85 (Ladengeschäft ab 1.4.1928, im Zweiten Weltkrieg vollkommen ausgebrannt).

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