Vivarium
> Strobel und Soehne
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Jahr: |
1892-1902 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
3242 |
E-Mail
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Pläne Alfons Strobel um 1892-1902
Konvolut von 7 Original-Handskizzen von Alfons Strobel. Je 50x40cm, starkes Papier. Allesamt staubig, partiell randbeschmutzt und ganz außen fransig, partiell fleckig und fingerfleckig, sonst gut, wenn nicht unten anders angegeben. Jedes Blatt mit Autograph des bedeutenden Erfinders und Entwicklers Alfons Strobel (1883-1934). Die Arbeiten entstanden während der Ausbildungszeit des Münchners. „Im Alter von 18 Jahren, konstruierte er ein komplettes Motorrad, wobei er Vergaser und Zündung, sowie sämtliche Zubehörteile selbst anfertigte und die Zündspulen sogar selbst wickelte“, weiß die Festschrift 1933 auf S. 12 zu berichten. Das war 1901. 1903 soll er gar das erste ankurbelbare Motorrad mit Leerlauf und Kettenantrieb angefertigt haben, das dann das Münchener Polizei-Kennzeichen Nr. 61 erhielt, datiert auf den 28.3.1903. Weiter heisst es in der Festschrift: „Das Rad besaß bereits ein in den Motor eingebautes Planetengetriebe mit Reibungskupplung, das das Ankurbeln, denn Leerlauf sowie verschiedene Geschwindigkeiten erlaubte. [....] Er baute damals auch schon einen Seitenbeiwagen“. Die genaue Geschichte der nächsten Lebensjahre des Alfons scheint bislang unerforscht, nur einige Fakten sind der Festschrift 1933 zu entziehen. Demnach leitete er 1907 die Motorrad-Bauabteilung von Seidel & Naumann in Dresden, wechselte zu unbekanntem Zeitpunkt zu Hugo Ruppe, Markranstädt bei Leipzig (MAF-Werke), ging 1910 zur Norddeutschen Automobilfabrik und wieder zu unbekanntem Zeitpunkt zu den Wanderer-Werken, „wo er Betriebsleiter der Abteilung Automobilbau wurde“ (S. 16, FS 1930). Dort habe er (laut einem Artikel über das Strobel-Unternehmen im Perdiodikum „Der Schneidermeister“ vom 25.10.1953) im Ersten Weltkrieg u.a. „die flinken und wendigen Wanderer-Kleinautos“ gebaut. Er trat er dort zu unbekanntem Zeitpunkt aus – und 1919 im elterlichen Unternehmen wieder ein. Was er im Ersten Weltkrieg erlebte, bleibt bis auf den kurzen Satz im „Schneidermeiser“ rätselhaft, ebenso, warum er weder Frau noch Kinder hatte. Auch sind die Gründe seines frühen Todes von der Forschung bislang nicht erhellt.
- 1892. „Bl. 1, Modelaufnahme, Zentralkurs A 3 b, München, den 28. Okt. 92, A. Strobel“.Kleine Randläsuren, 3farbig. Mit originaler Korrektur-Schabung.
- 1898. „Zentralkurs A III a. Modelaufnahme Bl. III, München, den 5. Nov. 1898, A. Strobel“. Randläsur rechts (3cm) und links (2cm), 2farbig.
-1899. „Tauchkolben zur Speisepumpe. Modelaufnahme [sic] Bl. IV [?]. Zentralkurs U 3 b. Nach Modell [sic] aufgenommen. München, den 13. März 1899, A. Strobel“. 3farbig, eine Randläsur rechts (4cm).
- 1902. „Aparat zum Einstellen der Nadelstange mit dem Schiffchen bei Ringschiff Maschinen. Dresden, den 9. II. 1902. Alfons Strobel, München“. Keine Randläsuren, einfarbig.
- 1902. Beschriftetes Blatt mit Bleistiftskizze, gezeigt ein runder Gegenstand „mit Kern“. Von Strobnel signiert. Verso mit handschr. Text von S.: „Zeichnungen von Alfons Strobel der Maschinen Fachschule ...... 1902, Ringschiffen-Bohrung, Modellzeichnung, .... 1 Motor-Bohrung w. für Motorrad“.
- 1 vage Skizze einer Zange o.ä.
- undatierte und unbeschriftetes Blatt mit schöner farbiger Skizze, Randläsur links (2cm), Löxcher in den Ecken vom Aufhängen.
Das Konvolut stammt aus dem Firmenarchiv des Nähmaschinenherstellers Strobel und Söhne, München. Das Traditionsunternehmen wurde um 2005 stark verkleinert. Im Zuge dieser Minimierung wurde das geräumige Firmenareal in Puchheim bei München (Benzstr. 11) aufgelöst. Teile des Archivs konnten vor der Vernichtung gerettet werden – und werden nun hier zum Kauf angeboten. Die betreffenden Archivalien entstammen bis auf wenige Ausnahmen dem Zeitraum bis ca. 1950.
Kurz zur Firmengeschichte: Johannes Strobel aus Hefigkofen bei Tettnang (Württemberg) trat 1875 beim Münchner Nähmaschinenfabrikanten “Simmerlein & Willareth“ ein. 1883 übernahm Johannes, der sich mittlerweile Jean nannte, den Betrieb, der dann „J. Strobel“ hieß. Später kam es zu Umbenennungen: Ab 1914 (Jeans Todesjahr) „J. Strobel & Sohn“, ab 1919 „J. Strobel & Söhne“, ab 1930 „J. Strobel & Söhne Spezial-Nähmaschinen-Fabrik GmbH“. Bis in die frühen 1920er-Jahre hinein wurde der Umsatz des Unternehmens primär durch den Weiterverkauf von Nähmaschinen anderer Hersteller (z.B. Pfaff, Adler) erwirtschaftet, dazu fertigte man Fahhräder und reparierte Maschinen aller Art. Ab ca. 1922 gelang es Strobel, anfangs primär dank der Tätigkeiten des 1919 wieder ins Werk eingetretenen Alfons Strobel (sen.), sich als Hersteller von Spezialnähmaschinen auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die Firma war anfangs ansässig in der Brienner Strasse 30-32 (Simmerlein & Willareth), später in der Landwehrstrasse 18 (ca. 1884, Beginn des Baus von Fahrrädern), dann der Erzgießereistrasse 7 (hier genannt „Münchener Velociped-Fabrik J. Strobel“). Ab 1926 fertigte man in der Heimeranstrasse 44 (Kauf Ende 1919) bzw. 42 bzw. Heimeranplatz 2. In den 1980ern zog das Unternehmen dann nach Puchheim um. Ladengeschäfte bestanden in der Dachauer Strasse 14 (erstes „Geschäftslokal“, ab 1883), dann der Dachauer Strasse 26 oder 28 (Ladengeschäft ab 1893), dann der Bayerstrasse 85 (Ladengeschäft ab 1.4.1928, im Zweiten Weltkrieg vollkommen ausgebrannt).
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