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Vivarium > Strobel und Soehne

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Jahr: ab 1900
Bemerkung:
ArtikelNr. 3247

 

E-Mail

M. Rittershausen, Pelz-Nähmaschinen-Fabrik, Berlin. Markusstr. 5, später Zossenerstr. 56-58.
Die Firma baute in Europa die erste Überwendlichmaschine in größeren Serien.Kleiner Aktenbestand.

- Handschriftlicher Bericht, handsiginiert und wohl auch geschrieben von Ernst Müller, ca. 1900. Ernst war der Sohn des Robert Müller. Letzterer war zusammen mit Rittershausen Inhaber der Firma und übernahm um 1923 den Betrieb. 4°, 2 Blatt. Zustand: Falzen, etwas fleckig, sonst gut. Zahlreiche Verbesserungen lassen schliessen, daß M. selber den Text zu Papier brachte.
Im Bericht erzählt Müller vom Werdegang der Firma, die um 1870 von einem J. Priesmer gegründet und 1881 von M. Rittershausen übernommen wurden. Produziert wurden Pelznähmaschinen, anfangs Modell „Elektra“ („diese nähte ... die feinsten wie stärksten Felle, also von Chinchilla bis Bär ....“), ab 1888 die „amerikanische Pelznähmaschine“ mit Typenbezeichnung ‚Roland‘. 1892 kam „Exzelsior“. „Füge noch hinzu, daß alle vorgenannten Systeme in der Pelznähmaschinenfabrik M. Rittershausen, Berlin Markusstr.5, angefertigt wurden. E. Müller“. Dazu 2 Kopien des Textes.
Einem Schreiben des A. Strobel (Kopie, 4°, 2 Blatt) ist zu entnehmen, daß R. von ca. 1900 bis 1925 „den gesamten europäischen Markt fast ohne wesentliche Konkurrenz versorgte“. Jedoch gelang der große Wurf erst mit dem (um 1911 produzierten) Modell „Success“, das noch 1970 verwendet wurde. Bald nach 1945 zog der Betrieb nach Westberlin um. 1963 starb Ernst Müller und 1964 übernahm Strobel den Betrieb.
Anbei noch ein Sonderdruck (4°, ca. 10 x vorhanden) aus „Pelz International“ Nr. 4/1970 mit einer gekürzten Fassung des Müller-Strobelschen Berichts, hier genannt „100 Jahre Rittershausen-Pelznähmaschinen“.

- Prospekt und Gebrauchsanweisung.
1. Instruction für die Pelznähmaschine ‚Success‘, D.R.P. No. 132989 (o.J., um 1911, 8°, 4 lose Blatt, s-w-Abb., starke Läsuren ohne Textverlust).
2. Anweisung für den Gebrauch der Pelz-Schnellnähmaschine ‚Success‘ Type 17-1, Type 72 (um 1950, 8°, 4 Seiten, s-w-Abb., Stempel, Falz);
3. Anweisung für den Gebrauch der Zweifaden-Überwendlich-Nähmaschine Rittershausen 17-2 (4 Seiten, s-w-Abb., o.J., um 1950, 8°);
4. Typ 17-2 und 72 R und F (4 Werbeblatt, 3x Deutsch, 1x Holländisch, 3x 4°, 1x 8°);
5. In Kopie ein Werbeblatt der Firma, um 1900.

- s-w-Fotos, 23 Bilder 1963 und 1964, Repro um 1990
5 ehedem zusammenmontierte Bilder 13x18cm, dat. 1964, entstanden wohl beim Besuch des Oskar Strobel (und/oder Alfons jun.) in der Zossener Strasse. Abgebildet Hausfassade und Innenhof (ein Bild mit Fehlstelle, der Papierfetzen klebt an einem anderen Bild hinten an Tesafilm).
17 stark körnige Bilder 13x18cm, datiert 1963. 3x Fassade des Betriebes, 12x Innenansichten und Maschinen, 2x Sehenswürdigkeiten Berlin. Die Bilder wurden ein Jahr vor der Übernahme, wahrscheinlich bei ersten Sondierungsgesprächen, aufgenommen. Ca. 7 Fotos mit Beschädigungen, da man sie einst aufgehängt und dafür mit Klebefolie hinten versehen hatte und irgendwann die klebenden Stücke auf einen Haufen tat. Jetzt sind die meisten Fotos auf Papier aufgebracht, die Läsuren aber noch sichtbar.
1 Reprofoto 13x18, um 1985, gezeigt ein Foto-Portrait des Robert Müller (1852-1924) um 1900.
1 Foto 13x18 einer Success, neueres Modell.



- Stempel
2 Original-Stempel. 1x Stempel mit früherem Namenszug (ca. 1950?, stark ebgewetzt), einmal „M. Rittershausen, Inh. Oskar Strobel“, um 1964 (fleckig, abgewetzt).

- Verkaufsbuch der Firma Rittershausen, 1909-1922, 1951-1963.
Das Buch verzeichnet alle zwischen 1909 und 1922 und 1951 und 1963 (also der Übernahme durch Strobel) verkauften und von R. produzierten Maschinen. Angegeben sind Käufername und Ort sowie die Seriennummer und Typenbezeichnung. 8°, Halbleinwandeinband, ca. 500 Blatt. Zustand: Rücken mit Läsur, stark berieben, fleckig, sonst gut. Vorne mit Stempel der Firma. Begonnen wurde das Buch am 2.1.1913.mit „2 Success Seal m. Kst., Nr. 5097, 5098, Heyman, Felsenburg ... Spittalmarkt 3-7“ und „Success G. m. Kst. [mit Kasten], No. 5095, Otto Meyer, W.. [unles.] Str.26“ usw. usw. Das Buch ist fast bis zur letzten Seite beschrieben. Am 24. Juni 1922 brechen die lückenlosen Aufzeichnungen plötzlich ab, um auf der nächsten Doppelseite mit dem 2. Januar 1951 erneut zu beginnen. Faszinierende Quelle!


Das Konvolut stammt aus dem Firmenarchiv des Nähmaschinenherstellers Strobel und Söhne, München. Das Traditionsunternehmen wurde um 2005 stark verkleinert. Im Zuge dieser Minimierung wurde das geräumige Firmenareal in Puchheim bei München (Benzstr. 11) aufgelöst. Teile des Archivs konnten vor der Vernichtung gerettet werden – und werden nun hier zum Kauf angeboten. Die betreffenden Archivalien entstammen bis auf wenige Ausnahmen dem Zeitraum bis ca. 1950.
Kurz zur Firmengeschichte: Johannes Strobel aus Hefigkofen bei Tettnang (Württemberg) trat 1875 beim Münchner Nähmaschinenfabrikanten “Simmerlein & Willareth“ ein. 1883 übernahm Johannes, der sich mittlerweile Jean nannte, den Betrieb, der dann „J. Strobel“ hieß. Später kam es zu Umbenennungen: Ab 1914 (Jeans Todesjahr) „J. Strobel & Sohn“, ab 1919 „J. Strobel & Söhne“, ab 1930 „J. Strobel & Söhne Spezial-Nähmaschinen-Fabrik GmbH“. Bis in die frühen 1920er-Jahre hinein wurde der Umsatz des Unternehmens primär durch den Weiterverkauf von Nähmaschinen anderer Hersteller (z.B. Pfaff, Adler) erwirtschaftet, dazu fertigte man Fahhräder und reparierte Maschinen aller Art. Ab ca. 1922 gelang es Strobel, anfangs primär dank der Tätigkeiten des 1919 wieder ins Werk eingetretenen Alfons Strobel (sen.), sich als Hersteller von Spezialnähmaschinen auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die Firma war anfangs ansässig in der Brienner Strasse 30-32 (Simmerlein & Willareth), später in der Landwehrstrasse 18 (ca. 1884, Beginn des Baus von Fahrrädern), dann der Erzgießereistrasse 7 (hier genannt „Münchener Velociped-Fabrik J. Strobel“). Ab 1926 fertigte man in der Heimeranstrasse 44 (Kauf Ende 1919) bzw. 42 bzw. Heimeranplatz 2. In den 1980ern zog das Unternehmen dann nach Puchheim um. Ladengeschäfte bestanden in der Dachauer Strasse 14 (erstes „Geschäftslokal“, ab 1883), dann der Dachauer Strasse 26 oder 28 (Ladengeschäft ab 1893), dann der Bayerstrasse 85 (Ladengeschäft ab 1.4.1928, im Zweiten Weltkrieg vollkommen ausgebrannt).

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