Vivarium
> Strobel und Soehne
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Jahr: |
ab 1900 |
Bemerkung: |
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ArtikelNr. |
3252 |
E-Mail
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Bestand Famile Strobel. Konvolut von s-w-Fotos (und vereinzelt Dokumenten) aus der Geschichte der Familie. Guter Zustand, wenn nicht unten anders angegeben.
- Jean Strobel:
Schönes sepiagetontes ovales s-w-Portrait (abgedruckt in Festschriften 1933 und 1958), im Passepartout hinter Glas (Bildgrösse 30x37cm max., Rahmengrösse 50x60cm). Rahmen mit kleinen Kratzern, etwas berieben, sonst gut.
1 Foto seines Grabsteins in München, Bild um 1960 (12x17cm);
- Alfons Strobel sen. (1883-1934):
1 Foto, 1901, 7x7cm, zeigt Alfons als 18jährigen, mit selbstgebauten Motorrad, Flachriemenseite (abgedruckt in der Festschrift 1933), mit Bleistifteintragungen am Rand (vom Graphiker der Festschrift), in Originalpassepartout20x16cm, verso mit Strobel-Stempel von ca. 1980;
5 professionelle Portraits in Paßfotoformat, ca. 1928, abgedruckt in Festschrift 1958 (2x mit Rostspur);
1 Postkarte, Gruppenbild auf Treppe in der Wartburg, A. vorne (gelaufen 1931, an Bruder Oskar, Autograph Alfons, fleckig);
2 Fotos 6x7cm zeigen den toten Alfons auf Sterbebett (einmal mit Rostspur).
3 Fotos (7x9cm) bei Sängerfest, ca. 1925, A. abgebildet?);
1 Foto (8x5cm) eines Skifahrers (beim Hangaufsteigen), Alfons oder Oskar um 1910.
- Oskar Strobel (1889 – 1970):
Auf Pappe aufgezogenes Foto (17x12cm Bildgrösse), gezeigt Oskar neben Nähmaschine Adler Kl.20, dahinter Schild „Vertreter J. Strobel, München“; 2 mal vorhanden, einmal verso beschriftet „1911 Elektro Ausstellung [in München] auf .dem Stande v. Siemens & Schuckert Maschinen der Fa. J. Strobel & Sohn“ - man weiß, daß Oskar dort König Ludwig III 2 Maschinen vorführte;
1 Postkarte, zeigt Oskar als Soldat im Ersten Weltkrieg (Gruppenbild in Hof, vor Tafel „Kriegsjahr 1914 ...[beschnitten] Schlosser“, sonst unbeschriftet, ungelaufen (die Festschrift von 1933 berichtet, daß Oskar während des Krieges „beim Heersbekleidungsamt als Nähmaschinenspezialist“ diente (S. 18);
1 auf Karton (20x30cm) aufgebrachtes Portrait nebst Frau (wohl Liese) (10x14cm), darunter Autograph des Photographen Adalbert Werner, um 1925;
1 Originalzeichnung, „Glückwunsch zum Geburtstag“, datiert 1.4.1932, abgebildet eine Gruppe von Gratulanten, dazu Unterschriften von etlichen wohl Werksangehörigen (4°, signiert W.G., vielleicht der Graphiker Gützner [archiviert in Bestand Graphik – gezeichnete Originale]);
4 Fotos (7x9cm) bei Zoobesuch, Oskar 2x abgebildet (ein Bild zeigt 2 kopulierende Paviane!!), Juni 1931 (Bilder wurden anlässlich der Nähmaschinentagung in München gemacht, die von Strobel organisiert wurde);
1 Gruppenbild 23x18cm, Juni 1931, gezeigt die Brüder Strobel mit Hermann Lütz, später Ehrenvorsitzender des VDN (Verband Deutscher Nähmaschinenhändler), Erich Lüth (damals Verbandssyndikus), Stephan Ziegelhöfer, Karl Wahle, Karl Steinacker und „Bildberichterstatter“ Dr. Kill [wohl Schreibfehler, wird Fotograf Koll sein, der auch an der Festschrift 1933 mitarbeitete] (beiliegend Brief mit genauer Beschreibung des Bildes);
1 Foto, dasselbe wie vor, Format 9x6cm;
1 Gruppenbild um 1938, Oskar mit Mutter und Sohn Alfred neben Auto nebst Chaffeur vor Wohnhaus (wohl Walhallastr. 41), 11x16cm, auf Karton montiert, Photograph „Ernst Marth, München“;
Gruppenbild um 1938 (15x10cm, auf Pappe montiert, Photograph Marth), gezeigt Oskar nebst Gattin und Mutter Rosa Strobel und jungem Mann (wohl Sohn Alfons);
1 Portrait für Werbung, auf Pappe aufgebracht und retuschiert, um 1935;
4 Fotos 10x7cm zeigen Oskar mit auf Geburtstagsfest während Ehrung im Hof des Betriebes, neben Frau und mit Angestellten, um 1954;
1 Foto 10x7cm, Oskar an gedecktem Tisch mit Frau Lilli und anderen (abgedruckt in Festschrift 1958, dort betitelt „Die Familie Strobel auf einer Betriebs-Weihnachtsfeier“);
1 Foto 10x7cm zeigt Oskar am Bootssteg mit Personal und Frau, hinten datiert 1957 (abgedruckt in Festschrift 1958, dort betitelt „Betriebs-Ausflug nach Herren-Chiemsee“;
1 Foto (17x17cm, 2 Exemplare) Oskar mit Maschine vor Portal der Firma, um 1960;
5 Fotos zeigen Oskar im Hof des Betriebes neben Holzkisten mit verpackten Maschinen mit Ziel Moskau (teils mit Tesa hinten, ein Bild mit Riss);
1 Portrait mit Enkelkindern, um 1965 (12x17cm);
5 Fotos (23x17cm) zeigen Oskar mit Maschine Kl. 58, ca. 1965;
14 Fotos (17x12cm, teils fleckig) zeigten Oskar mit Maschine im Treppenflur des Haupthauses (ca. 1965);
1 Portrait um 1968 (12x7cm);
- Dokumente:
2 Zettel (4°, Randläsuren, gefaltet) mit maschinenschriftlichen Gedichten von Freunden zur Geburt des Sohnes Alfons (1925);
S-w-Foto als Postkarte, 1939. Gezeigt eine Skizze eines Bauernhofs im Blut-und-Boden-Stil, darunter „Für die mir anläßlich meines 50. Geburtstags entgegengebrachten Glückwünsche sage ich meinen herzlichsten Dank“ (9x14cm, gelocht und fleckig, 2 Ex.);
Brief des Architekten Ludwig Kroher (4°, gefaltet), dat. 5.5.1958, bzgl. Neubau in Grünwald (geplant ist ein Haus in Kleeblatt-Form!
- Alfons Strobel jun.
Die Frauen:
- Rosa Strobel (1861-1943), Gattin des Jean:
1 Portrait (15x10cm, auf Pappe montiert, Photograph „Ernst Marth, München), um 1935;
1 Brief an Rosa und 1 ausgeschnittener Zeitungsartikel über sie, 1941. Dem Zeitungsartikel über Rosa und die Anfänge des weiblichen Radfahrens in Deutschland (aus der München-Augsburger Abendzeitung vom 30.7.1941) ist zu entnehmen: Rosa, im Münchner Volksmund „Großmutter Strobel“ genannt, hatte immer im Betrieb mitgearbeitet und leitete 1941 das Verkaufshaus in der Bayerstrasse. Sie soll eine der ersten 3 „Velocipistinnen“ Münchens gewesen sein, da sie schon in jungen Jahren dem Fahradfahren ergeben war und Samstags immer mit Jean durch die Stadt radelte, um so das neue Fortbewegungsmittel zu bewerben. Oftmals habe man ihr erbost nachgeschrien und die dann in Deutschland beliebten „Radlerwitze“ sollen durch die Strobels, die auch im Tandem durch die Stadt fuhren, hervorgerufen worden sein. Im Artikel beschreibt Rosa (zumeist in direkter Rede wiedergegeben) ebenjene Frühzeit des Radfahrens in München und ihre Erlebnisse mit erbosten Münchnern – musste sie als Frau doch Hosen beim Radeln tragen! Der am 12.9.1941 abgeschickte Brief ist ein entzückendes Kuriosum: Adressiert an „Frau Rosa Strobel, die erste Münchener Radfahrerin, München“ und mit dem Beisatz versehen „Liebe Münchner Post, sei findig und bring den Brief an den richtigen Ort“, verwundert es kaum, daß das Stück vorerst nicht ankam. Vorne klebt ein offizieller Zettel der Post „Stelle für unanbringliche Sendungen, nach .... [unles.] Straße 26 II zur Überprüfung der Anschrift“. Absender ist eine Frau Emmy Bühlmeyer aus Ludwigshafen. Da das Stück im Archiv der Firma aufgefunden wurde, scheint die Zustellung letztendlich doch erfolgreich gewesen zu sein. Der Brief selber behandelt ebenjenen oben erwähnten Zeitungsartikel. Die aus München stammende und mit Strobel nicht bekannte Frau Bühlmeyer war ebenfalls eine der frühen Radlerinnen gewesen und hatte vor 1900 zahlreiche Radtouren durchgeführt. Rosa scheint tatsächlich als „Speerspitze“ des weiblichen Radelns aufgetreten zu sein, denn Emmy schreibt, daß sie die tollen Stunden des Radfahrens „Ihnen zu verdanken habe[n]“. Der Brief ist ein Loblied auf das Radfahren und ein bedeutendes kultur- und auch technikgeschichtliches Dokument! Zustand: Umschlag und Brief etwas fleckig, sonst schön.
- Elisabeth („Liese“) Strobel (1893-1943), 1. Gattin des Oskar: 1 Paßfoto, datiert 4.4.1941, verso betitelt.
S-w-Foto (Bildgrösse 35x50cm) im Holzrahmen hinter Glas, gezeigt die Dame um 1935 im Fotostudio. Rahmengrösse 53x64cm. Bild hängt schief, sonst guter Zustand.
- Caroline („Lili“) Strobel, 2. Gattin des Oskar (und zuvor „rechte Hand Frau Elisabeth Strobels“, wie die Festschrift 1958 berichtet – wen wunderts, daß Elisabeth auf dem obigen Paßfoto einen gar grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau trägt.....): 1 Foto (12x18cm) mit Strobel-Tor, um 1958 (abgedruckt in Festschrift 1958); 1 Foto, 10x7cm, mit kleinem Kinde (hinten betitelt, abgedruckt in Festschrift 1983), um 1960.
Die junge Generation:
- Gruppenbild, zeigend Alfons jr. (1925-, einziger Sohn des des Oskar) neben seinen Söhnen Thomas und Florian, um 1985..
Kuriosa
- „Oskar-Strobel-Marsch“ von Robert Poincilit, Bad Reichenhall 1948 (Kopie, 4°, 1 Blatt);
Das Konvolut stammt aus dem Firmenarchiv des Nähmaschinenherstellers Strobel und Söhne, München. Das Traditionsunternehmen wurde um 2005 stark verkleinert. Im Zuge dieser Minimierung wurde das geräumige Firmenareal in Puchheim bei München (Benzstr. 11) aufgelöst. Teile des Archivs konnten vor der Vernichtung gerettet werden – und werden nun hier zum Kauf angeboten. Die betreffenden Archivalien entstammen bis auf wenige Ausnahmen dem Zeitraum bis ca. 1950.
Kurz zur Firmengeschichte: Johannes Strobel aus Hefigkofen bei Tettnang (Württemberg) trat 1875 beim Münchner Nähmaschinenfabrikanten “Simmerlein & Willareth“ ein. 1883 übernahm Johannes, der sich mittlerweile Jean nannte, den Betrieb, der dann „J. Strobel“ hieß. Später kam es zu Umbenennungen: Ab 1914 (Jeans Todesjahr) „J. Strobel & Sohn“, ab 1919 „J. Strobel & Söhne“, ab 1930 „J. Strobel & Söhne Spezial-Nähmaschinen-Fabrik GmbH“. Bis in die frühen 1920er-Jahre hinein wurde der Umsatz des Unternehmens primär durch den Weiterverkauf von Nähmaschinen anderer Hersteller (z.B. Pfaff, Adler) erwirtschaftet, dazu fertigte man Fahhräder und reparierte Maschinen aller Art. Ab ca. 1922 gelang es Strobel, anfangs primär dank der Tätigkeiten des 1919 wieder ins Werk eingetretenen Alfons Strobel (sen.), sich als Hersteller von Spezialnähmaschinen auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die Firma war anfangs ansässig in der Brienner Strasse 30-32 (Simmerlein & Willareth), später in der Landwehrstrasse 18 (ca. 1884, Beginn des Baus von Fahrrädern), dann der Erzgießereistrasse 7 (hier genannt „Münchener Velociped-Fabrik J. Strobel“). Ab 1926 fertigte man in der Heimeranstrasse 44 (Kauf Ende 1919) bzw. 42 bzw. Heimeranplatz 2. In den 1980ern zog das Unternehmen dann nach Puchheim um. Ladengeschäfte bestanden in der Dachauer Strasse 14 (erstes „Geschäftslokal“, ab 1883), dann der Dachauer Strasse 26 oder 28 (Ladengeschäft ab 1893), dann der Bayerstrasse 85 (Ladengeschäft ab 1.4.1928, im Zweiten Weltkrieg vollkommen ausgebrannt).
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