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Vivarium > Strobel und Soehne

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Jahr: ab 1925
Bemerkung:
ArtikelNr. 3257

 

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Konvolut von Archivalien aus dem Bureau-Bestand der Firma, ab ca. 1925.
- Aktenbestand aus Ordner „Musterdrucke“. Ca. 150 lose Blatt, alle gelocht. Zeitraum ca. 1925-1935. Texte auf Deutsch, Französisch, Englisch etc., zumeist auf deutsch. Großteils Musterdrucke von versandter unverlangter Werbung, aber auch Mahnungsvordrucke, Benachrichtigung über Katalogversand, aber auch Werbeblätter, Information zu Sängerabenden (Oskar scheint eifriges Mitglied im Gesangsverein gewesen zu sein, siehe Medaille), Tagungsinformationen des Verband des Deutschen Nähmaschinenhandels, Text des Festliedes bei Nähmaschinenhändler-Tagung in München 1931, Prospekt für Strobel-Steig-Vorrichtung für Ski“ mit Aufforderung an Händler, den Prospekt am Schaufenster aufzuhängen, dann interner Reparaturauftrag, Vordruck Spesenabrechnung 1920er, Fragebogen Strobels an Firmen bzgl. Stromversorgung, Vordruck über Vertreter-Jahres-Abrechung, „Maschinen.Karte“ (interner Gebrauch in Fabrik), Blatt über Rentabilitäts-Berechnung der Strobel-Rollpikiermaschine für feine Maßschneidereien“ und „Festlegung des Allg. Dt. Arbeitgeberverbandes mit den Gehilfen-Verbänden“ bzgl. Arbeitszeitverkürzung durch Pikiermaschine etc.
- Bestand „Büro“. Konvolut von Briefpapier, Vordrucken etc.
Ca. 100 Blatt Blankobriefbögen, einige wenige mit Korrekturen des Graphikers, um 1955, verschiedene Ausführungen. Rund 50 Blanko-Blätter mit Unternehmenslogo, um 1960.

- Von Hand angefertigtes Buch „Die Organisation“. 4°, private (sicherlich vom Mechaniker gefertigte) Schraubbindung, feste Kartondeckel, ca. 300 eingeheftete karierte Blatt, teils beschriftet, teils mit säuberlich montierten Musterdrucken, entstanden wohl um 1925. Zustand: Berieben und fleckig, 3 der 4 Muttern fehlen, sonst schön.
Auf dem Einband steht „Die Organisation. J. Strobel Söhne, Deutsche Spezial-Nähmaschinen-Fabrik, München, gegründet 1883“. In fehlerfreier Handschrift wurde hier der ein Teil des internen Geschäftsvorgang bei Strobel beschrieben, säuberlich nach den (am Schnitt kenntlich gemachten) Rubriken: „Einkauf“, „Lager“, „Verkauf“, „Auftragsbüro“, „Unkosten“, Nachkalkulation“, „Buchhaltung“, „Stückkalkulation“, „Lohnbüro“ und „Werbematerial“. Jedoch ist, wie in handschriftlichen Büchern oft der Fall, das Werk unvollendet. Nur ein Teil der Kapitel wurde bearbeitet, mit der Abteilung Buchhaltung endet der Text.
Die Arbeit wirkt wie für die Lehrlinge gemacht, verwunderlich nur, daß auch die Vordrucke etlicher Verträge beigegeben sind. Vielleicht handelt es sich um eine Arbeit, die Alfons Strobel jun. anfertigte, oder ein Werksstudent bzw. Praktikant?
Bemerkenswert sind die ca. 40 säuberlich (im Stil eines Postkartenalbums) eingelegten Originaldokumente wie z.B. Kopie einer Materialstückliste, Angebotsschreiben, Registerformular, Spesenabrechung, Vertreter-Vertrag, Auskunft über Kreditwürdigkeit eines Kunden (tatsächlich ein Vordruck), Bestellschein, internes Auftragsformular, Quittung, Bestätigung, Auftragsbestätigung, Fragebogen zu Strom, Maschinen-Nationale, Montage-Zeit-Zettel, Lieferschein, Rechnungsvordruck. Hinten lose eingelegt noch einige s-w-Reklame-Drucke der Zeit (Strobel-Nähmaschinen-LKW, Maschinen, schönes aufwändiges quartgrosses Leporello „Zeit ist Geld. Die geldverdienende Strobel-Pelz-Pikiermaschine“ (leider am Blatt festgeklebt) und eine 2. Leporello-Werbung dieser Art). Letzlich noch ca. 60 verkleinerte Kopien von lobenden Schreiben von Schneidern und Textilunternehmen aus den späten 1920ern. Lose beiliegend noch eine Versandtasche mit Werbeaufdruck und eine an einer Schreibmaschine befestigte Werbe- und Informationstafel
Bemerkenswerte Quelle zum Wirtschaftsleben der Zeit!

Das Konvolut stammt aus dem Firmenarchiv des Nähmaschinenherstellers Strobel und Söhne, München. Das Traditionsunternehmen wurde um 2005 stark verkleinert. Im Zuge dieser Minimierung wurde das geräumige Firmenareal in Puchheim bei München (Benzstr. 11) aufgelöst. Teile des Archivs konnten vor der Vernichtung gerettet werden – und werden nun hier zum Kauf angeboten. Die betreffenden Archivalien entstammen bis auf wenige Ausnahmen dem Zeitraum bis ca. 1950.
Kurz zur Firmengeschichte: Johannes Strobel aus Hefigkofen bei Tettnang (Württemberg) trat 1875 beim Münchner Nähmaschinenfabrikanten “Simmerlein & Willareth“ ein. 1883 übernahm Johannes, der sich mittlerweile Jean nannte, den Betrieb, der dann „J. Strobel“ hieß. Später kam es zu Umbenennungen: Ab 1914 (Jeans Todesjahr) „J. Strobel & Sohn“, ab 1919 „J. Strobel & Söhne“, ab 1930 „J. Strobel & Söhne Spezial-Nähmaschinen-Fabrik GmbH“. Bis in die frühen 1920er-Jahre hinein wurde der Umsatz des Unternehmens primär durch den Weiterverkauf von Nähmaschinen anderer Hersteller (z.B. Pfaff, Adler) erwirtschaftet, dazu fertigte man Fahhräder und reparierte Maschinen aller Art. Ab ca. 1922 gelang es Strobel, anfangs primär dank der Tätigkeiten des 1919 wieder ins Werk eingetretenen Alfons Strobel (sen.), sich als Hersteller von Spezialnähmaschinen auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die Firma war anfangs ansässig in der Brienner Strasse 30-32 (Simmerlein & Willareth), später in der Landwehrstrasse 18 (ca. 1884, Beginn des Baus von Fahrrädern), dann der Erzgießereistrasse 7 (hier genannt „Münchener Velociped-Fabrik J. Strobel“). Ab 1926 fertigte man in der Heimeranstrasse 44 (Kauf Ende 1919) bzw. 42 bzw. Heimeranplatz 2. In den 1980ern zog das Unternehmen dann nach Puchheim um. Ladengeschäfte bestanden in der Dachauer Strasse 14 (erstes „Geschäftslokal“, ab 1883), dann der Dachauer Strasse 26 oder 28 (Ladengeschäft ab 1893), dann der Bayerstrasse 85 (Ladengeschäft ab 1.4.1928, im Zweiten Weltkrieg vollkommen ausgebrannt).

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